Kinder präventiv vor Gewalt schützen 

Die Erfahrung zeigt, dass altersgemäß informierte, starke und selbstbewusste Kinder besser vor Gefahrensituationen geschützt sind als ängstliche, unsichere Kinder. Es ist wichtig Kinder gezielt ihr Recht zu verdeutlichen „Nein“ zu sagen, sie darin zu unterstützen Gefahren zu erkennen, sie darin zu bestärken sich auf ihr Bauchgefühl zu verlassen und sie darin zu ermutigen, sich Hilfe zu holen und nichts gefallen zu lassen, was sie nicht wollen – auch nicht von Freunden und Verwandten.

Sachliches Sprechen über mögliche Gefahren und darüber, was sie selber tun können, schützt und stärkt Kinder und gibt ihnen Selbstvertrauen. Deswegen ist es wichtig, auch in der Familie offen über solche Themen zu sprechen, keine Ängste zu schüren, aber trotzdem auf Gefahren aufmerksam zu machen. Das ist gar nicht so einfach. Es ist gut mit Kindern bestimmte, sie schützende Verhaltensregeln unbewusst und bewusst zu wiederholen. Sie in ihrem selbstbewussten Verhalten zu ermutigen und zu bestärken.

Vermeidet es aber, Angst zu machen, bedrohliche Geschichten zu erzählen, oder mit dem Erscheinen bestimmter Gestalten oder Personen bei Fehlverhalten zu drohen (das war früher leider oft so).

Übt mit euren Kindern im Alltag. Kinder sollen immer wieder Möglichkeiten haben, Lösungen für Probleme zu finden, auszuprobieren und somit Schwierigkeiten zu meistern. Es bringt nichts, ihnen alles abzunehmen und sich immer schützend vor sie zu stellen. Sie sollen lernen, sich selbst zu behaupten und für ihre Bedürfnisse einzustehen.

Wichtig ist, dass Kinder lernen, Gefahren zu erkennen. Dass sie lernen, wie sie diese vermeiden können und wissen, wie sie für ihre Grenzen einstehen können. Kinder sollen sich gegen Grenzverletzungen behaupten und wehren dürfen: Mit Worten, Mimik, Gestik und Auftreten. Lobt euer Kind, wenn es klar NEIN sagen kann. Besprecht konkrete Situationen, in denen ein NEIN erlaubt ist.

Zu seinem Schutz sollte ein Kind wissen, dass ...:

... es zu Fahrzeugen Distanz halten soll. Das Kind soll nie zu nahe ans Fahrzeug heran gehen, auch wenn jemand etwas fragen will. Sei es ein Mann oder eine Frau. Lebt dieses Verhalten eurem Kind vor, falls ihr in dessen Beisein nach dem Weg gefragt werdet (haltet beispielsweise selbst Distanz zu Autos oder fragenden Passanten). Erklärt eurem Kind, wie es sich verhalten soll, wenn es von Fremden angesprochen wird. Bei Bitten fremder Menschen, beispielsweise den Weg zu zeigen oder beim Tragen von Taschen zu helfen, darf ein Kind auch „unhöflich“ sein und einfach weitergehen oder rufen / sagen, dass sie einen Erwachsenen fragen sollen.

... es unter keinen Umständen zu fremden Personen ins Auto einsteigen darf. Weder um dem Autofahrer zu helfen, noch um zu Angehörigen gebracht zu werden oder weil angeblich jemand im Krankenhaus liegt, das Kind etwas angestellt hätte etc. Stellt klar, dass ihr eurem Kind immer sagt, wenn es von jemand anderem als euch abgeholt wird. Sagt ihnen, dass ihr NIEMALS Fremde schickt, um es abzuholen. Gut ist, wenn Kinder lernen, fremde Personen immer mit „Sie“ anzureden.

... es von Unbekannten keine Geschenke annehmen soll. Kinder sind leicht zu täuschen. Sie kommen nicht auf die Idee, dass ein Erwachsener sie anlügt, vor allem, wenn die Person nett aussieht und sich freundlich verhält. Erzählt von Erwachsenen, die keine guten Absichten haben und Kinder damit locken, indem sie einem Kind etwas schenken oder etwas Tolles zeigen wollen. Vermeidet es aber, von bösen oder kranken Leuten zu sprechen.

... es in der Gemeinschaft anderer Kinder sicherer ist. Später sollte es den Schulweg nach Möglichkeit mit anderen Kindern gehen.

... es möglichst immer den Schulweg geht, der mit den Eltern abgesprochen ist. Kinder sollen den Eltern immer vorher mitteilen, wohin sie gehen und mit wem sie zusammen sind. Erklärt eurem Kind, weshalb es wichtig ist, dass es immer den vereinbarten Schulweg geht und möglichst pünktlich zu Hause, in der Schule, im Hort etc. ist. Kinder lernen am Vorbild, daher solltet ihr ihm auch immer sagen, wohin ihr geht, wie ihr erreicht werden könnt und an wen sich eurer Kind wenden kann, falls ihr nicht da oder erreichbar seid.

... es auf sich aufmerksam machen darf, wenn es sich bedroht fühlt. Kinder können andere Personen direkt um Hilfe bitten, laut schreien oder schnell weggehen und zu „Schutzinseln“ laufen, wo andere Menschen sind: Dies wäre z.B. ein nahegelegenes Geschäft, eine belebte Straße oder ein Haus, wo das Kind klingeln kann. Überlegt gemeinsam, welchen Weg eurer Kind gehen möchte oder gehen soll und welche „Schutzinseln“ es für den Notfall entlang des Schulwegs gibt. Besucht diese „Schutzinseln“ gemeinsam mit eurem Kind. Wiederholt dies und übergebt eurem Kind dabei immer mehr Verantwortung.

... es seinen Gefühlen vertrauen kann, auch wenn es ein Unbehagen ist und es nicht genau sagen kann, warum es ein ungutes Gefühl hat. Kinder müssen im Alltag erfahren, dass ihre Gefühle ernst genommen werden, es keine falschen Gefühle gibt und sie ihren Gefühlen vertrauen können. Wichtig ist darüber zu sprechen, dass es nicht feige ist, Angst zu haben, weg zu laufen oder sich Hilfe zu holen.

... sie fremden Personen nicht ihre Adresse sagen oder persönlichen Dingen über die Familie erzählen. Beschriftet Jacken, Mützen, Schultasche etc. nicht von außen sichtbar. Spricht ein Fremder ein Kind mit seinem Vornamen an, wird es annehmen, dass es seine Eltern kennt, wenn es seinen Namen kennt – also eine bekannte Person ist.

... sie die Wohnungstüre nicht öffnen, wenn sie alleine zu Hause sind (auch nicht bei Personen in Uniform).

... sie ungewöhnliche Beobachtungen oder Erlebnisse den Eltern mitteilen. Lasst eurer Kind zwei wichtige Telefonnummern auswendig lernen oder gestalten mit ihm eine „Notfallkarte“ mit Telefonnummern wichtiger Vertrauenspersonen.

Eurer Kind sollte die Polizeinotrufnummer 110 kennen und wissen, dass es diese Nummer jederzeit von jeder Telefonzelle aus, auch ohne Geld, oder über Handy wählen kann. Ein Handy mitzugeben, ist ein trügerischer Schutz. Es wird vergessen, ist nicht geladen oder kann einem Kind schnell abgenommen werden. Falls Kindern ein Handy mitgegeben wird, kann als erste Nummer die Notrufnummer 110 unter A gespeichert werden.

... es von Eltern und anderen Vertrauenspersonen jederzeit Hilfe erwarten kann und Sie auf jeden Fall zum ihm stehen werden. Vermittelt eurem Kind, dass es euch alle Erlebnisse erzählen kann. Auch jene, die ihm seltsam oder beängstigend vorkommen. Nehmt euch Zeit, mit eurem Kind über Erlebnisse und Sorgen zu sprechen. Achtet darauf, welche Probleme es erfolgreich gemeistert hat und lobt sie dafür, indem ihr betont, was das Kind dabei gut gemacht hat. Sollte doch etwas passieren Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Falls trotz aller Vorsicht etwas passiert ist, ist es wichtig, besonnen zu reagieren.

Berichtet ein Kind von Beobachtungen, (unangenehmen) Erfahrungen, Übergriffen, Drohungen etc., glaubt ihm und hört aufmerksam zu. Bohrt nicht nach und macht dem Kind keine Vorwürfe. Lobt es, weil es sich euch anvertraut hat. Schimpft nicht, falls das Kind etwas falsch gemacht hat. Es wird sich sonst nicht mehr an euch wenden.

Verständigt die Polizei, wenn ihr eurer Kind vermisst, (je nachdem) auch bei Kenntnis einer auffälligen Kontaktaufnahme durch eine unbekannte oder fremde erwachsene Person mit einem Kind. Hinweise nimmt auch jeder Polizeiposten in euem Kreis entgegen. Eltern sollen die Kitaleitung oder Schulleitung im Falle einer auffälligen Kontaktaufnahme durch eine unbekannte oder fremde erwachsene Person mit einem Kind informieren, damit die Schule gegebenenfalls das weitere Vorgehen mit den Eltern absprechen kann.

Manchmal fällt es Kindern schwer, als erstes mit ihren Eltern über schwierige Erfahrungen zu reden, weil sie sich schämen, ihre Eltern nicht enttäuschen oder ihnen keine Sorgen machen wollen. Gerade wenn Kinder etwas getan haben, vor dem sie die Eltern gewarnt haben, werden sie sich genau überlegen, wem sie was erzählen.

Sprecht mit eurem Kind darüber, welchen Personen es – außer euch - Geheimnisse oder schwierige Themen anvertrauen kann. Schreibt diese Namen und Telefonnummern ebenfalls auf die „Notfallkarte“ des Kindes.

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