Rund ums Essen

"Mama, ich mag das ich nicht..."

Den Geschmack seines Kindes zu treffen, ist oft nicht leicht. Doch wer sein Kind immer wieder ermahnt und beim Essen kritisiert, verschlimmert das Problem meist nur. Vielleicht kennt ihr das auch und habt so ein Kind, das außer seine zwei bis drei Leibgerichte nicht viel zu sich nehmen möchte. Eltern gehen damit sehr unterschiedlich um. Einige sind ganz gelassen und vertrauen darauf, dass sich die wählerischen Essgewohnheiten des Nachwuchses mit der Zeit von allein verändern.

Andere betroffene Eltern machen sich hingegen viele Gedanken über die Ernährung ihrer Kinder und drängen diese zu einer
gesünderen Ernährung — mit dem Ergebnis, dass das Essen zu einem ständigen und oft sehr negativ besetzen Thema in der Familie wird. Eine brandaktuelle Studie der Universität Michigan hat sich mit „wählerischen Essern“ beschäftigt und interessante Erkenntnisse hervorgebracht. So seien wählerische Kinder im Vergleich zu Allesessern nicht untergewichtig. Ihr Gewicht sei zwar leicht unter dem Durchschnitt, aber dennoch im gesunden Normbereich. Das Essverhalten sei ab dem vierten Lebensjahr ziemlich stabil. Wenn Eltern das Essverhalten positiv beeinflussen wollen, muss dies also vor dem vierten Lebensjahr geschehen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass besonders strenge, kontrollierende Eltern, die ihr Kind bezüglich des Essens permanent steuern wollen, besonders mäkelige Kinder haben.

Versuche der Eltern die Kinder zu einer vielfältigeren Ernährung zu drängen, bewirken also meist nur das Gegenteil. Die Anzahl der besonders wählerischen Esser nahm in der Studie mit zunehmenden Alter sogar zu. Bei diesen Kindern wurde eine emotionale Unsicherheit und Probleme im Umgang mit den eigenen Gefühlen festgestellt.
Anhand dieser Ergebnisse, wird deutlich, dass das Essverhalten auch in der Persönlichkeitsentwicklung verankert ist. Eltern sollten nicht mit Strenge und Kontrolle an dieses Thema herangehen, sondern eher als Beispiel vorangehen.


Es sollte keineswegs nur noch das Leibgericht der Kinder gekocht werden. Sondern weiterhin vielfältige Essensangebote geben, sonst entsteht ein Teufelskreis. Kinder müssen immer wieder die Möglichkeit haben, das Essen zu sehen, riechen und vielleicht zu kosten. Kein Kind wird vor einem gedeckten Tisch verhungern.
Die Geschmacksentwicklung ist ein Prozess, der sich über viele Jahre zieht. Kinder brauchen viel Zeit, um verschiedene Lebensmittel und Speisen kennen und mögen zu lernen. Eltern brauchen im Gegenzug meist viel Geduld und Zuversicht. Wenn ein Kind sagt, es mag etwas nicht und nicht kosten will, sollten man das als „Koch oder Köchin“ nie persönlich nehmen.
Im Alter von zwei bis sieben Jahren kann die Angst vor Unbekannten, das Thema Essen schwierig machen. Zu Urzeiten hatte die extreme Vorsicht eine Schutzfunktion für den Menschen. Heute wäre diese nicht mehr nötig, ist aber trotzdem noch in mehr oder weniger ausgeprägter Form vorhanden. Man sollte daher immer wieder anbieten, ohne Druck und ohne Zwang. Etwas Neues muss fünf- bis sechsmal auf dem Tisch stehen, bis das Kind vielleicht einmal kostet. Und dann wieder zehn- bis zwölfmal, bis es in das Repertoire akzeptierter Speisen aufgenommen wird. Pickt das Kind zum Beispiel aus einem Gemüseauflauf erst nur die Kartoffeln heraus, ist das völlig in Ordnung.

Was in der Familie üblich ist zu essen, ist die künftige Basis an Essensnormalität für das Kind, beziehungsweise im späteren Erwachsenenalter. Als goldene Regel gilt: Die Eltern entscheiden, was gekocht wird, wann gegessen wird und wie man sich am Tisch benimmt. Die Kinder entscheiden, was und wie viel davon sie essen. Eine angenehme Atmosphäre am Esstisch ist wichtig, ständige Kritik daher ist unangemessen.
Weitere Tipps und Anregungen:

  • Süßes nicht als Belohnung einsetzen, generell mit Essen nicht bestechen.
  • Nicht mit der Begründung „das ist aber gesund“ argumentieren, wenn etwas nicht schmeckt – das wertet Gesundes ab.
  • Kinder sollten zuerst den Geschmack von Erdbeeren kennen lernen, bevor es etwa Pudding mit Erdbeergeschmack gibt.
  • Besonders „heikle“ Kinder öfter auswärts und in Gesellschaft von anderen Kindern essen lassen. In der Gruppe essen Kinder oft besser und probieren eher Neues aus.
  • Für besondere Anlässe das Essen lustig und originell aufbereiten, generell aber Lebensmittel in möglichst natürlicher Form zubereiten.
  • Darauf vertrauen, dass ein Kind nicht gleich Mineralstoff- und Vitaminmängel bekommt, oder eine Essstörung hat.
  • Sollte das Kind sich insgesamt jedoch permanent mit seinem Gewicht und einem unangemessenen Körperbild beschäftigen, solltet ihr eine Beratung beim Kinderarzt oder gerne auch heilpädagogische Elternberatung nutzen.

Ich wünsche euch guten Appetit und entspannte Mahlzeiten mit euren Kindern.

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Essenszeit - Familienzeit

Es war einmal eine Familie, die täglich drei Mal gemeinsam zum Essen an den schön gedeckten Tisch kam. Die Familie traf sich jeden Morgen, jeden Mittag und jeden Abend. Sie saßen fröhlich und friedlich zusammen, genossen das leckere Essen und erzählten sich von ihrem Tag. Das Mädchen blieb brav sitzen, auch wenn sie schon fertig mit dem Essen war. Der Junge mäkelte nicht und aß wie alle anderen ordentlich mit Besteck, ohne damit rumzuspielen. Sie aßen mit geschlossenem Mund und keiner schmatzte. Niemand stand plötzlich auf oder verschwand unterm Tisch.

Doch dies war nur ein Märchen.

Es gibt keine Familie in der es so harmonisch und geregelt abläuft. Das Essen mit Kindern ist immer eher unruhig und meist auch ganz anders, als die Vorstellung der Eltern. In den meisten Familien ist das gemeinsame Essen auch eher die Ausnahme und findet überwiegend am Wochenende statt. Morgens ist ein Elternteil schon oft auf dem Weg zur Arbeit und das andere schmiert Brote und treibt die Kinder beim Frühstück an, da die Zeit schon wieder knapp ist. Nur leider haben die lieben Kleinen noch kein Zeitgefühl und spielen lieber mit ihrem Essen. Der erste Stress am Morgen ist vorprogrammiert.

Die anderen Mahlzeiten finden dann meist außer Haus statt und man kommt erst zum Abendbrot wieder zusammen. Jeder voll mit den Eindrücken des Tages, vielleicht sogar mit Frust und auch etwas gestresst. Meist sind es die Eltern, die diesen Stress mit an den Tisch bringen, hektische Gespräche führen und nebenbei eventuell immer wieder aufs Handy schauen, weil der Kollege noch eine Frage hat… Eltern sind beim Essen Vorbild. Ich merke es deutlich bei meiner eigenen Familie. Die Dynamik, die wir mit an den Tisch bringen, überträgt sich immer in irgendeiner Form auf unsere Kinder. Daher gilt bei uns am Tisch Handyverbot und keine aufreibenden Gespräche über die Arbeit. Denn das ist langweilig für Kinder und sie haben nicht das Gefühl, gesehen und gehört zu werden. Die gemeinsame Essenszeit sollte immer qualitativ wertvolle Familienzeit sein. Wenn wir dann noch etwas Druck rausnehmen, was den Anspruch an die Manieren unserer Kinder betrifft, löst sich vieles schon von allein, denn Kämpfe am Tisch gibt es auch, wenn Eltern zu starre Regeln bei den Mahlzeiten durchsetzen wollen, wenn sie ständig korrigieren, ermahnen und belehren.

Kleine Kinder wollen in der Regel, nachdem sie satt sind, aufstehen und weiterspielen: Es ist es wichtig, eine Lösung zu finden, die allen gerecht wird. Eine Lösung könnte beispielsweise sein, dass das Kind aufstehen darf, sobald eine zweite Person fertig ist. Es darf sich dann alleine ruhig beschäftigen, oder mit dem Geschwisterkind spielen, das vielleicht auch schon fertig ist. Eine andere Lösung könnte sein, dass sich das Kind leise ein Buch am Tisch anschauen darf, während die anderen noch essen. Kindern die sehr unruhig beim Essen sind und immer wieder Gründe suchen, um nochmal aufzustehen, kann es helfen eine Aufgabe zu übertragen. Sie können Regelwächter oder Tischpolizisten werden, die darauf achten müssen, dass die Familienregeln eingehalten werden… zum Beispiel, dass die Ellenbogen nicht auf dem Tisch liegen, oder nicht mit vollem Mund geredet wird Das macht Kindern unheimlich viel Spaß. Eine weitere Möglichkeit die helfen kann, ist das Aufstellen einer Sanduhr. Dann wissen die Kinder genau, wie lange sie noch am Tisch sitzen müssen und haben etwas „zu beobachten“. Wenn der Sand durchgelaufen ist, dürfen sie aufstehen – meist wollen sie sogar, dass die Uhr nochmal umgedreht wird .

Es ist wichtig sich beim Essen, wie auch sonst im Alltag, möglichst auf das was gut läuft zu fokussieren. Lob spornt die Kinder an und macht sie stolz. Zum Beispiel könnt ihr die Kinder beim Kochen und Tischdecken einbeziehen und dies beim Essen immer wieder positiv erwähnen, dadurch wird die negative Aufmerksamkeit- die eure Kinder vielleicht durch das stetige Aufstehen provozieren, hinfällig. Es gibt aber auch kleine Zappelinos und Zappelinas, denen das lange Sitzen am Tisch einfach sehr schwerfällt. Achtet darauf, dass eure Kinder am Tisch möglichst Bodenkontakt mit den Füßen haben. Das richtige Sitzen ist unheimlich wichtig, erdet die Kinder und gibt ihnen Ruhe. Wenn sie auf einem unpassenden Stuhl sitzen, rutschen sie hin und her, sitzen krumm und Unruhe ist vorprogrammiert. Ihr könnt zum Beispiel einen kleinen Hocker vor den Stuhl stellen, auf dem die Füße abgestellt werden können.

Damit ein bewegungsfreudiges Kind nicht immer wieder sein Glas vom Tisch stößt, kann es helfen auf einem Platzdeckchen die Stelle für das Glas zu markieren, an der das Glas abgestellt werden soll. Es ist wichtig, dass Kindern frühzeitig vermittelt wird, dass es feste Zeiten für das Spielen und das Essen gibt. Aufstehen während der Mahlzeiten um zu spielen, sollte unbedingt unterbunden werden. Schwierig ist, wenn die Kinder sagen, dass sie fertig sind und dann auch aufstehen dürfen, aber nach kurzer Zeit ankommen und sagen sie seien doch hungrig und nach Süßem verlangen. Wer jetzt nachgibt oder gleich nach dem Essen noch eine Runde Eis ausgibt, wird wohl an dem Verhalten der Kinder nichts verändern. Macht euch keine Sorgen, euer Kind wird schon nicht gleich verhungern, wenn es bei einem Nein zu Snacks bleibt. Bei den meisten Eltern haben es die Kinder nach 2-3 Runden verstanden.

Generell gilt auch, dass ihr nicht mit Nachtisch locken solltet. Dadurch wertet ihr das eigentliche Essen ab. Nachtisch ist nichts, was durch das Essen der Hauptmahlzeit verdient werden sollte. In der Kita stellen wir inzwischen den „Nachtisch“ zusammen mit dem Mittagessen auf den Tisch, denn viele Kinder sagen, dass sie fertig sind, um das Süße zu bekommen. Unsere Beobachtungen haben gezeigt, dass die Kinder manchmal zu erst die Süßspeise essen und danach genüsslich ihr Mittagessen verspeisen. Einige wechseln auch immer wieder zwischen Süßspeise und Mittagessen. Am Ende ist alles aufgegessen und die Reihenfolge wie es in den Magen gelangt, ist letztendlich egal. Unsere Kinder essen seitdem deutlich besser. Bei Kindern, die trotz aller Versuche und gutem Zureden immer wieder beim Essen aufstehen, sollte es die Regel geben, dass dann das Essen vorbei ist. Der Teller verschwindet.

Sicher gibt es dann bei dem einen oder anderen Geschrei und Tränen, aber ihr solltet dem auf keinen Fall nachgeben. Die Kinder lernen schnell, wenn sie eine Konsequenz erfahren. Aufstehen = Teller weg. Dies sollte zwar der letzte Ausweg sein, aber der Konsequenteste. Der Lerneffekt stellt sich wirklich schnell ein. Wichtig ist auch, immer kleine Portionen zu servieren, oder dass sich die Kinder selber auftun. So sind sie nicht von dem Essensberg eingeschüchtert, den sie bewältigen müssen. Dass kleine Kinder nicht über längere Zeit ruhig am Tisch sitzen bleiben, ist völlig normal. Das zu akzeptieren ist ein guter Anfang sich mit der Thematik weiter auseinanderzusetzen. Als nächstes sollte man, wie bereits geschrieben, den Druck aus der Sache nehmen. Alles wird sich langsam regulieren und bis dahin möchte man die gemeinsame Zeit nicht frustriert über das Essverhalten verbringen.

 

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Essen ohne Zwang

Wir sind momentan bei Oma und Opa zu Besuch und werden rund ums Essen sehr verwöhnt. Ich merke jedoch, dass es manchmal auch zu viel des Guten sein kann. Heute hat mein Sohn einen Satz zu mir gesagt, der mich aufhorchen ließ: "Mama ich habe das nur noch aufgegessen, um niemanden zu enttäuschen...". Ich hätte nicht gedacht, dass das bei uns jemals ein Thema wird. Weder mein Mann noch ich, legen Wert darauf, dass aufgegessen wird und bei uns darf jeder so viel oder wenig essen, wie er möchte. Generell sollte kein Kind zum Essen "überredet" oder im schlimmsten Fall "gezwungen" werden. Kostekleckse sind tabu und essen sollte immer auch etwas mit Genuss zu tun haben. 

Ich kann mich noch gut an meine Kitazeit erinnern, in der wir ständig Milch mit Pelle trinken mussten, wodurch ich bis heute eine Abneigung gegen pure Milch habe. Überall wo Kinder essen, sollte es für die Erwachsenen die feste Regel geben, dass essen niemals unter Zwang, Belohnung, aus Anstand oder Gefallen erfolgen sollte. Doch warum hat mein Sohn heute so reagiert und diesen Druck verspürt, zu unserem Gefallen aufzuessen? 

Er spürt wie groß die Freude seiner Oma ist, uns zu bekochen. Wie sie lobt, wenn alles aufgegessen wird und wie sie sich freut, wenn es uns schmeckt und er merkt auch, wie persönlich sie es nimmt, wenn eben nicht alles aufgegessen wird und sie sich fragt, ob es vielleicht nicht geschmeckt hat. Doch dahinter steckt ihr Bedürfnis und er sollte es nicht zu seiner Aufgabe machen, diesem Bedürfnis zu entsprechen. Ich habe ihm also erklärt, dass ich es toll finde und stolz auf ihn bin, wie sehr er auf seinen Körper hört, wie er spürt wann er satt ist, welches Essen er mag und wann er einfach genug hat und dass, das viel wichtiger ist, als "für jemand anderen aus Gefallen" weiterzuessen. Es ist sein Recht, über sein Essen selber zu bestimmen. Es geht um ihn und seinen Körper, sein Bedürfnis und seine Entscheidung. 

Mit seinen fünf Jahren ist es ihm gerade sehr wichtig, allen zu gefallen, zu helfen, zu unterstützen, der Große zu sein, Vorbild zu sein und alles richtig zu machen. Doch das ist ein anderes Thema, dass ich sicher ein anderes Mal aufgreife.... 

 

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